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ENTERTAINERIN | ZU GAST BEI MARION PETRIC

„Schon früh hatte ich die Vision, in andere Rollen zu schlüpfen. Geplappert hab ich immer schon gern, konnte vorher sprechen als gehen. „

In ihrem dritten Soloprogramm schickt Marion Petric ihre Bühnenfigur, die Kaufhausdetektivin Margarete Fisch alias “Fisch Grete” ins Kammerl des Schreckens, mir hingegen hat sie ganz ohne Alter Ego ihre Türen in ihr privates Reich in der Grazer Humboldtstraße geöffnet und mich dennoch, hinsichtlich ihres Wortwitzes und ihrer quirligen Art, köstlich unterhalten. Die steirische Comedian, die 2002 als Stimmenparodistin für Hitradio Ö3 entdeckt wurde, gilt auch als Mitbegründerin der Formation „Die Ö3 Comedyhirten“. Seit 2008 ist sie mit diversen Soloprogrammen unterwegs. So überzeugte sie, vor ihrer aktuellen Comedy Show, bereits in zwei anderen: Ladies an die Leine (2009 – 2012) und Die Froschkönigin (2012 – 2015). Außerdem kann man sie regelmäßig als Angela Merkel, Conchita Wurst, Fiona Swarowski, Eva Glawischnig, Ingrid Thurnher und Gerda Rogers wahrnehmen. Zu letzteren hat sie wohl einen besonderen Draht, denn wie die prominente Astrologin selbst, beschäftigt auch sie sich mit den Sternen.

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Montag Punkt Mittag, ich klingle an Marions Wohnungstür und werde überschwänglich in ihrem 170-qm großem Reich empfangen. Neben ihr steht Lebensgefährte Rainer. Ein Mann, der schon 22 Jahre als Partner an ihrer Seite ist, und sie somit wohl besser kennt, als jeder andere. Rainer ist Arzt und Schlagzeuger in der Band Austromex. Außerdem macht er, soweit es seine Zeit zulässt, bei Marions Liveshows die Technik. Kennengelernt haben sich die beiden aber noch bevor sie als Paar zueinander fanden, nämlich bei einem gemeinsamen Auftritt für einen Silvesterball. Rainer sprang damals als Schlagzeuger ein, die 10 Jahre jüngere Marion vertrat den Sänger der Band. Schon damals gefiel er ihr, besonders seine Ähnlichkeit mit dem italienischen Musiker Adriano Celentano, hatte es ihr angetan. Als Marion später mit dem Vater ihres Sohnes Claudio liiert war, trafen sich die beiden sogar hin und wieder zufällig, drei mal meint sie und muss dabei schmunzeln. Später führte das Schicksal sie schlussendlich doch noch zusammen. „Rainer wusste damals allerdings noch nicht, dass er mein Partner wird, ich war mir sicher. Mit Logik kommst du da nicht weit, wenn die Liebe einschlägt.“ Heute verbindet die beiden eine tiefe Freundschaft, als Paar ergänzen sie sich perfekt. Rainer ist eher der ruhigere Part in der Beziehung, er teilt nicht in jeder Hinsicht ihre Auffassungen, aber akzeptiert diese voll und ganz. Über ihn sagt sie: „Er hat so eine reife, weise und tugendhafte Seele.“ Er beschreibt sie hingegen so: “ Sie ist immer quirlig, ruhig ist sie nie.“ Auf die Frage ob sie denn im Urlaub abschalten könne, meint Rainer: “ Sagen wir so, sie geht in ein Geschäft rein, kauft ein, kommt raus und alle lachen.“ Zur Ruhe kommt die Powerfrau lediglich bei ihren täglichen Meditationen am Grazer Schlossberg oder wenn sie in ihrem Arbeitszimmer zu ihren Mantren entspannt. Obwohl Marion sehr naturverbunden ist, genießt sie es, mitten in der Stadt zu wohnen. Für sie muss alles zu Fuß erreichbar sein. Ganze 14-mal ist sie schon umgezogen. Hohe Räume sind ihr dabei besonders wichtig. In ihrem derzeitigen Altbau-Juwel hat sie sich auf 50-qm ihr eigenes Büro und Tonstudio eingerichtet. Ein geöffneter Kleiderschrank und ein Paravent dienen bei den Aufzeichnungen ihrer Promi-Parodien als Schalldämpfer. Hauptsächlich arbeitet sie nachts. Dann sei sie am produktivsten, meint sie. So erledigt sie, während Lebensgefährte Rainer schon im Bett liegt, ihre Buchhaltung. Im Hintergrund flimmert tonlos der Shoppingkanal. Dass sie nachts besser arbeitet, liegt auch daran, dass sie aufgrund ihrer Shows meist sehr spät heimkommt. Nach ihren Auftritten fährt sie einfach gern nach Hause, in fremden Betten kann sie nur schlecht schlafen. “ Vor 10 Uhr morgens bin ich übrigens nicht erreichbar. Ich wache auf, wenn ich ausgeschlafen bin, das ist ein Privileg. Ich ertrage es nicht, dass mich ein brutaler Klingelton aus meiner Traumwelt herausreißt.“ Ihren Alltag beginnt sie sehr gemütlich, manchmal geht sie auch frühstücken. Erst im Dezember letzten Jahres durfte ich sie, gemeinsam mit Manuela Pucher von Testesser, in ihr Lieblings Frühstücks-Lokal – Martin Auer – begleiten. (Bericht: Hier) Schon damals erzählte sie mir, von ihrer bewussten Ernährungsweise. So kauft sie überwiegend Bio-Produkte.  Läden, wie die „Kornwaage“ in der Theodor-Körner-Straße, werden von ihr regelmäßig besucht. Sie kauft nichts in Plastik und legt keinen Wert auf Angebote: „Es ist mir Wurst wenn man mir eine überzuckerte Flasche Ketchup dazugibt, die ich dann eh nicht brauche. Auch brauch ich zu meinen 17 Bieren kein 18. gratis, weil ich eh noch immer keinen Alkohol trinke“ , lacht sie. Kurz gesagt, gekauft wird das, was sie tatsächlich braucht. Auch sonst scheint die Sängerin und Entertainerin genau zu wissen, was sie für sich und ihr Leben benötigt. Marion ist mit sich und der Welt im Reinen, die Frau die schon früh als Klassenkasperl galt, hat auch eine Menge Tiefgang aufzuweisen. Als Kind hatten sie und ihre Schwester es nicht immer leicht, sie wurde eher streng erzogen und so sei ihre Mutter schon früh an ihrer Mentalität verzweifelt. Ihrem Sohn Claudio kam sie daher, hinsichtlich seiner Stärken und Fähigkeiten, immer entgegen.  „Claudio konnte eher zeichnen als dass er sprechen lernte.“ So ist der 27-jährige heute als Tattoo-Künstler im High Frequency Tattoo Studio selbstständig. Dieser soll auch ihr größter Kritiker sein, kaum zu glauben, ist die geborene Jungfrau doch selbst so perfektionistisch und selbstkritisch veranlagt. Dies ist wohl auch der Grund, warum sie schon den einen oder anderen Manager verbraten hat und nun selbst als ihre eigene Managerin fungiert. „Ich möchte das Drehbuch selbst in der Hand haben“, meinte sie einmal in einem Interview. So spannend wie das Drehbuch zu ihrem Leben, ist auch das ihres neuesten Soloprogrammes: „Fisch Grete und das Kammerl des Schreckens“. (Am 30.3. im Casineum Graz, die übrigen Termine findet ihr hier) Nach einigen Stunden Plausch, in denen sie mich kreuz und quer durch eine turbulente Fahrt durch ihr Leben führte, kam dann irgendwann der Punkt wo sie höflich anmerkte: „Ich muss jetzt dann aber aufi aufn Berg, die Sonne ist gleich weg!“ Tja, so ist das mit der Marion, herzlich, sympathisch, einfühlsam, liebenswert, lustig, offen, ein bissal verrückt und ganz schön direkt…

Links: Marion bezeichnet sich selbst als Facebook Junkie. "Ich mach die Augen auf, seh noch nicht mal wirklich was und muss schon nachsehen was es Neues gibt. Ich könnte ja was verpassen." Rechts: Ihre Vorliebe für Antiquitäten spiegelt sich auch in ihrem Arbeitszimmer wider.
Links: Marion bezeichnet sich selbst als Facebook Junkie. „Ich mach die Augen auf, seh noch nicht mal wirklich was und muss schon nachsehen was es Neues gibt. Ich könnte ja was verpassen.“ Rechts: Ihre Vorliebe für Antiquitäten spiegelt sich auch in ihrem Arbeitszimmer wider.
Wohnzimmer
Das gemeinsame Wohnzimmer. Während Marion im Arbeitszimmer ihren Shoppingkanal laufen hat, kann Lebensgefährte Rainer hier ungestört seine Dokumentationen ansehen.
Arbeitszimmer
Links: Der geöffnete Kleiderschrank fungiert als Schalldämpfer. Rechts: Ehe Marion als Comedian entdeckt wurde, arbeitete sie als selbstständige Kosmetikvertreterin. „Und ich war gut“, sagt sie.

Im Wohn-Esszimmer leuchtet es aus jeder Ecke. Farben, sowie Blumen sind für Marion sehr wichtig.

Esszimmer1
Ihr farbenfroher Essbereich im lichtdurchflutetem Altbauraum. Kein Raum ohne Pflanzen und Blümchen…
Marions Küche
Kaffeeklatsch mit Marion, gute Unterhaltung garantiert!

Frühstück mit Marion
Beim gemeinsamen Frühstück mit Marion. Lachen ohne Ende. Foto © Manuela Pucher

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Nachtrag: Marion Petric ist am 29. Mai 2021 nach schwerer Krankheit verstorben. Ich habe Marion als einen sehr lieben, offenen, unvoreingenommen, herzlichen, spirituellen, fröhlichen aber auch tiefgründigen Menschen kennengelernt. Liebe Marion, ohne dich fehlt ein Teil Graz. Du wirst uns allen fehlen. Du hast so unendlich viele berührt….

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Titelbild für den Beitrag, Memospiel der Grazer Illustratorin Carmen Cordial

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Der Blogbeitrag befasst sich mit heimischen Kinderspielzeugproduzentinnen und – produzenten. Vom charmanten Häkler „Herr Wolle“ bis zu den bezaubernden steirischen Holzpferden der Familie Ambros und den lehrreichen Kinder-Gedächtniskarten von Carmen Cordial. Die Vorstellung des Grazer Vereins „Klara Kühn – Verein zur Förderung von Chancengleichheit“ und der Kinderbuchautorin Helga Bansch komplettieren den Artikel. Zusätzlich gesellen sich zu den steirischen Herstellerinnen und Herstellern die Wiener Puppenmacherin Barbara Langl, die Kontrastkartenhersteller „HANNIline“ aus Wien und der Holzspielzeugproduzent Simon Prechtl aus Oberösterreich.

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