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JOURNAL | BLOGGER ÜBER 30 HABEN ES EINFACH SCHWERER

„BUMM. Da knallt sie aber eine ganz schön heftige Behauptung hin. Wie meint sie das denn schon wieder?“ Kommt schon – genau das dachtet ihr doch, bei dieser Überschrift. Und gleich mal vorweg. Ich bin selber eine dieser „Ü30 Boggerinnen“. Und ja, ich denke, Bloggerinnen in meinem Alter haben es schwerer. Aber zuerst zähle ich euch einen maßgeblichen Punkt auf, der uns sicher einige Vorteile, gegenüber jüngeren Blogger-Kollegen/innen verschafft. Dank unseres gehobenen Alters, sprechen wir häufiger eine Zielgruppe, bzw. Leser an, die kaufkräftiger sind. Namhafte Firmen sollten sich daher freuen, Blogger in unserer Altersklasse zu bekommen. Unsere Leser müssen nämlich nicht erst Mutti fragen, ob sie sich das beworbene Trend-Piece wohl auch kaufen können. Unsere Leserschaft ist meist schon unabhängig und kann sich das von uns beworbene Produkt normalerweise auch leisten. Klarer Vorteil also. Und ich freu mich schon darauf, eine Ü50 Bloggerin zu werden. Meine Leser altern voraussichtlich ja mit, und so können wir uns dann gemeinsam über kostspielige Handtaschen und Blazer, sowie exklusive Wellness-Urlaube austauschen. Ha. Kinder, da kommen ganz tolle Bloggerjahre auf mich (und natürlich auch euch) zu. Aber, um auch in 10 bis 20 Jahren noch gern dabei zu sein,  müsste man erst mal diesen Lebensabschnitt erfolgreich meistern. Und das ist im Moment – als Ü30 Bloggerin – gar nicht immer leicht. Ein Grund könnte sein, dass ich mich für mein Alter, noch relativ jung (-geblieben) fühle. Und gar nicht selten, bin ich zwischen trendigen Outfits und klassischen Damenlooks hin – und hergerissen. Ein Grund, der zeitweilig selbst bei meiner Leserschaft für Verwirrung sorgen könnte.

Ein Beispiel: Lisa H., 22 Jahre, mitten im Marketing – Studium, interessiert an Tattoos, lässigen alternativen und unitauglichen Looks, entdeckt auf Instagram s´Grazermadl. Ein Grazermadl, dass gerade einen dieser hippen Karoröcke zu einem frechen Statement-Shirt präsentiert. Sichtlich happy. Dabei lässig ein trendy Netz voller Obst schwingend. Lisa denkt sich nun: Ah cool. Dieses rothaarige Wesen mit Brille spricht mich an. Lisa fängt an, dem Grazermadl zu folgen. Einige Tage später, entschließt sich das Grazermadl ein Selfie zu posten. Eine Nahaufnahme quasi. Lisa H. scrollt an diesem Tag nichtsahnend durch Instagram. Plötzlich sichtet sie dieses Foto. Da dämmert ihr, dass so ein Grazermadl, mit ausgeprägter Nasolabialfalte, vielleicht gar nicht mehr so jung ist, wie sie zuerst dachte. Sie überlegt. Sie durchleuchtet den auffällig orange-stichigen Grazermadl Feed. Sieht den einen oder anderen Hinweis, dass dieses Madl vielleicht doch kein Madl mehr ist. Wohl eher eine Frau mittleren Alters. Was macht Lisa H. nun? Folgt sie der alten Schachtel weiter oder klickt sie sie für immer weg?

Ja, ich gebe zu. Ein wahnsinnig überspitztes Beispiel. Oder doch nicht? Wie viele Lisa H´s sind da draußen im WWW wirklich unterwegs? Was glaubt ihr? Denn hauptsächlich entscheidet ein erster Eindruck, ob wir jemanden sympathisch finden oder nicht. Ein Foto entscheidet oft, ob euch jemand folgt oder nicht. Selten werden Texte gelesen, selten interessiert sich jemand wirklich für die Person dahinter. Die meisten die euch auf Instagram folgen, folgen euch wegen der schönen Fotos mit denen ihr euch von den anderen abhebt. Aber „abheben“ bedeutet immer, seinen USP (Alleinstellungsmerkmal) zu kennen. Also muss man sich selbst ergründen, seine persönlichen Vorzüge herausfinden (auch die optischen womöglich), seinen Kleidungsstil definieren, sein bevorzugtes „Farbschema“ wählen (Die Gestaltung eines schönen und individuellen Instagram-Feeds ist wichtigere denn je) und wirklich herausfiltern, was euch von den zigtausend anderen Bloggern unterscheidet. Und zwar so, dass Außenstehende dies auf den ersten Blick erkennen. Nicht einfach oder?

Hier muss ich wieder ein bisschen was anmerken. Mancher könnte schließlich sagen, ich mach das, worauf ich Lust habe. Stell die Fotos online die mir gefallen…Mir doch Wurst was die anderen meinen. Und da sage ich darauf: Ja klar. Mach nur. Aber von „ich mach einfach drauflos“, ist noch kein Unternehmen ans Ziel gekommen. Es gibt kein Unternehmen, dass ohne Konzept- und Businessplan loslegt. Daher wäre es schon wichtig, sich als Blogger wenigstens Ansatzweise über gewisse Inhalte klarzuwerden. (Vorausgesetzt du planst dir darauf ein Business aufzubauen. Denn natürlich darfst/kannst du auf Insta auch nach Lust und Laune posten ;))

Aber Gott sei Dank gibt es auch Follower, die euch wegen eurer Persönlichkeit wertschätzen. Denen eure Stories am Herzen liegen. Und die euch genau, wegen eurem Content folgen. Und auch hier, könnten Frauen (und Männer) die älter sind, punkten. Weil einfach ein Patzen Lebenserfahrung vorhanden ist. Erfahrung die geteilt werden sollte…

 Sollte. Denn nun komm ich zu meinem eigentlichen Blogthema: Ein weiterer Grund, der uns „ältere Blogger“ unser Tun erschwert, ist unser Verstand. Uff. Kann ich so nicht stehen lassen, ist mir klar. Nicht dass einer denkt, ich würde allen jungen Blogger unterstellen, sie hätten keinen. Nein damit mein ich, dass wir ab einem gewissen Alter unseren Verstand teils gar nicht mehr abstellen (können). Die ganze Unbeschwertheit der Jugend – dahin. Plötzlich scheint uns alles mit Konsequenzen verbunden. Kaum ein Satz, der nicht überdacht wird, kaum ein Wort, dass nicht analysiert wird. Bei jedem Blogthema überlege ich 10 mal ob ich es veröffentliche, oder ob ich dadurch künftig Probleme bekommen könnte. Erst neulich habe ich mit einer lieben Bloggerkollegin darüber gesprochen, wie wir uns mit zunehmendem Alter doch selber zensieren. Einerseits wollen wir authentisch sein, aber andererseits gibt es eine innere Schranke, die uns dank unserer gewonnen Lebenserfahrung, automatisch eine Sperre verpasst. Wir haben halt einfach schon viel zu viel erlebt. Viele die mit Ü30 bloggen, haben zuvor schon in unzähligen Jobs gearbeitet und wissen genau, wie kritisch auch im Real-Offline-Life alles auf die Waage gelegt werden kann. Voreingenommene Arbeitgeber, tuschelnde Kollegen und hinterfragende Kunden erschweren es uns, frei Schnauze zu plaudern. Wenn ich meinen Blog schon mit 20 gehabt hätte, würdet ihr womöglich bereits all meine Laster, Unzulänglichkeiten und Ticks kennen. Dann wär die Sache erledigt. Ihr hättet ein authentisches Grazermadl vor euch. Eins womit ihr euch eventuell, gerade wegen der vielen Macken, identifizieren könnt. Und daher verfluch ich ihn jedes Mal aufs neue – meinen Verstand – weil er mir ständig zuflüstert, dass ich mir mit der einen oder anderen Thematik womöglich künftig selber ein Bein stellen könnte. Natürlich könnte man sagen: „Warum musst du denn so persönliches Zeugs von dir geben!“, nur bin ich der Meinung, dass lediglich unsere Persönlichkeit uns von anderen Bloggern unterscheidet und abhebt. Wenn ich auf Instagram durch unzählige Bloggerprofile scrolle, sehe ich sooooo viele Mädels, die gleich aussehen. Selbst die, die meinen sie hätten eine eigene Nische gefunden, werden kopiert. Und für Außenstehende, sehen sie auf den ersten Blick doch nur wieder alle gleich aus. Nur der menschliche Aspekt in uns, unser individuelle Charakter, kann uns dann noch greifbarer und interessanter für unsere Follower machen. Denn schaut man sich die „Großen“ an, dann sieht man sehr viel Mensch dahinter.

Ich denke ihr versteht nun, was ich mit meiner Überschrift meinte. Blogger Ü30 erschweren sich vieles selbst, aber auf der anderen Seite, tragen sie auch zu viel Verantwortung irgendwelchen Firmen, Kollegen, Nachbarn, ihren Freunden, Kindern und Ehepartnern gegenüber. Sie müssen auch unabhängig vom Internet klarkommen können und zwar ohne dass ihr Blogger-Ich sie dabei einschränkt. Daher denke ich, und behaupte weiterhin: Blogger Ü30 haben es schwerer…

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